Wenn’s klappert und klopft: Ein Ausflug zu den historischen Mühlen im Hochschwarzwald

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Einst klapperten an jedem Bach im Schwarzwald zahlreiche Mühlräder. Seit dem Mittelalter wurde das Wasser als Energiequelle genutzt, um Getreidemühlen und Sägen anzutreiben. Manche von ihnen wurden mit viel Leidenschaft restauriert und werden von engagierten Hochschwarzwälder:innen in Schuss gehalten. Zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, 20. Mai 2024, öffnen viele dieser Schmuckstücke ihre Türen für Besucher:innen – und laden ein zu einem Ausflug an einen rauschenden Bach.

Vögel zwitschern, ein Bächlein plätschert und das Mühlrad rattert im Takt – was früher lebensnotwendiges Handwerk war, ist heute pittoreskes Kulturgut. Das Bild einer schmucken Mühle gehört zum Schwarzwald wie die tiefen Wälder und die Kuckucksuhr. Wer dieses vielbesungene Stück Zeitgeschichte entdecken mag, schnürt am besten die Wanderschuhe. Denn die meisten Hofmühlen entstanden im 18. und 19. Jahrhundert, weil die Höfe so abgeschieden lagen und der Weg zu den Kundenmühlen lang und beschwerlich war, besonders im Winter. „Der Bauer wollte seine Familie autark versorgen. So wie er Vieh und Garten hatte, so gehörte auch eigenes Getreide für die Fütterung der Tiere, aber vor allem für die Menschen als Brotmehl dazu“, erklärt Josef Saier vom Förderverein, der sich für den Erhalt der Rankmühle in St. Märgen einsetzt.

Die 1736 erbaute Hofmühle gehört zum Rankhof und ist von der Ortsmitte aus in knapp 15 Gehminuten erreicht. Mit tiefgezogenem Schindeldach und üppigem Blumenschmuck unter den Sprossenfenstern liegt sie noch heute am Waldrand in schönster Wiesenlandschaft – und sieht eher nach historischem Schwarzwaldhof aus. „Das Besondere ist, dass sie einen kleinen Wohnteil für eine Taglöhnerfamilie hat“, sagt Saier. Als sie zu verfallen drohte, brachte der 2018 gegründete Förderverein das Schmuckstück mit viel Herzblut und Eigenleistung wieder nahezu in den Originalzustand. Und so führt auch heute wieder die Zulaufrinne, der „Kähner“, das Wasser aus dem Mühlweiher aufs Rad, das sich durch das Aufschlagwasser in Bewegung und so den Mühlstein in Rotation versetzt. Noch in den 1960er-Jahren, erzählt Saier, gab es in St. Märgen 84 Höfe, 60 davon mit eigener Mühle. „Von denen, die noch stehen, sind nur drei funktionstüchtig.“ Deshalb klingt es für ihn wie Musik in seinen Ohren, wenn am Deutschen Mühlentag und bei weiteren Veranstaltungen das Klappern der Rankmühle wieder ertönt. „Das ist unser Hausberg. Da engagiert man sich gern für ein Stück Heimat“, sagt er.

Rankmühle bei St. Märgen (© Hochschwarzwald Tourismus GmbH)

Der feine Duft von frisch gemahlenem Mehl
Ein paar Kilometer weiter südlich ist es ein wild sprudelnder Gebirgsbach, welcher die Großjockenmühle antreibt. Der gleichnamige Hof liegt im Weiler Oberhöllsteig, der zu Breitnau gehört. Zur Herstellung von Brotmehl sowie Schrot und Futterkleie errichtete im Jahr 1883 der damalige Hofbesitzer Josef Böhringer eine Mühle tief unten in der Ravennaschlucht – mit einer Besonderheit: Wegen des starken Gefälles wurde die Wasserzulaufrinne durch das Dach auf das Mühlrad geleitet. Und das Bauwerk beherbergt noch mehr clevere Technik: Mithilfe eines eingebauten Seiltriebs konnte das Mehrzweckkraftwerk sogar landwirtschaftliche Geräte auf dem 400 Meter entfernten Großjockenhof antreiben. Obwohl hier schon lange kein Mehl mehr gemahlen wird, kümmert sich der heutige Hofbesitzer Oskar Böhringer weiter um die Mühle: „Aus Interesse am Kulturgut – um das zu erhalten, machen wir weiter“, sagt er. Es ist ein arbeitsintensives Unterfangen: Seit den 1970er-Jahren wurde das Kleinod von den Eigentümern, freiwilligen Helfern, dem Schwarzwaldverein und dank Fördermitteln schrittweise renoviert. Heute hat das Mahlwerk ein neues Fundament, das Schindeldach ist neu gedeckt, und den Zinkstahlkähner hat Böhringer selbst instandgesetzt. Jahr für Jahr führt er am Mühlentag vor, wie Getreide zu Mehl wird und wie gut das duftet. Dieses feine Aroma können Wanderer dann weithin rund um die Mühle riechen.

Deutscher Mühlentag am 20. Mai 2024
Folgende Mühlen und Sägen im Hochschwarzwald öffnen am Pfingstmontag ihre Türen für Besichtigungen. Zumeist gibt es Vorführungen der Mühlentechnik, mancherorts auch musikalische Unterhaltung sowie Speisen und Getränke.

• Breitnau: Großjockenmühle in der Ravennaschlucht. 11 bis 16 Uhr
• Breitnau: Seilerei und Wohnmahlmühle beim Hofgut Sternen. 11 bis 16 Uhr
• Furtwangen: Mühle beim Hinterbauernhof in Linach. 11 bis 16 Uhr
• Hinterzarten: Kingenhofsäge im Löffeltal. Ab 11 Uhr
• St. Georgen: Kobisenmühle in Oberkirnach. 10 bis 17 Uhr
• St. Märgen: Rankmühle. 11 bis 17 Uhr
• Titisee-Neustadt: Öhlermühle in der Schildwende. Ab 11 Uhr

Mehr Informationen zu den Veranstaltungen am Deutschen Mühlentag gibt es unter hochschwarzwald.de/events

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