Wandern in Deutschland: Unterwegs auf einsamen Etappen der Spitzenwege

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Wochenlang daheim, keine Ausflüge, kaum Tapetenwechsel – nach den Ausgangsbeschränkungen durch die Corona-Krise ist die Sehnsucht nach Natur und Weite größer denn je. Wer, nach Lockerung der Beschränkungen, endlich den Frühling und Sommer im Freien genießen will, jedoch gerne noch ein wenig für sich ist, der findet auf den Top Trails of Germany, den 14 deutschen Spitzenwanderwegen, sicher die richtige Strecke, um weitgehend allein zu wandern. Viele Etappen sind auch dann recht einsam, wenn mehrere Wanderer unterwegs sind. Zum Beispiel diese Strecken, auf denen es sich auch an Bilderbuchtagen verläuft.

Goldsteig: Von Burg zu Burg
Die Etappe sechs des Goldsteigs startet in Leuchtenberg. Erst bergab und dann wieder bergauf über Wittschau führt der Weg auf den „Roten Bühl“ und ins Dorf Döllnitz, das den Eingang zum malerischen Pfreimdtal markiert. Die Pfreimd begleitet nun bis vor die Tore von Trausnitz, wo sich vom Kalvarienberg aus ein atemberaubender Ausblick auf den kleinen Ort mit Kirche und Burg bietet. Immer der Pfreimd entlang gelangt man zur Staumauer des Pfreimdtal-Stausees. Von hier aus führt ein Hohlweg zum Ortsteil Bierlhof und Oberbierlhof. Über Forstwege geht es weiter nach Kaufnitz und anschließend auf den Schlossberg von Tännesberg. Hier stand einst eine mächtige Burg – heute zeugen nur noch einige Mauern von dem Bauwerk. Dafür belohnt ein herrlicher Panoramablick über den Ort, den Oberpfälzer-, Böhmer- und Bayerischen Wald, die Fränkische Schweiz und das Fichtelgebirge die Anstrengungen. Die Tour dauert etwa sechs Stunden und ist mittelschwer.

Rothaarsteig: Von Dillbrecht nach Dillenburg
Die Etappe von Dillbrecht nach Dillenburg auf dem Rothaarsteig beginnt am Bahnhof in Dillbrecht. Über den Zugangsweg geht es dann nach Wilgersdorf. Auf rund 21 Kilometern geht es sechs Stunden durch die Natur. Diese Etappe ist so einsam, dass es unterwegs so gut wie keine Einkehrmöglichkeit gibt. Es sei denn, der „Forellen Franz“ nahe dem Forsthaus Steinbach hat auf. Seit mehr als 30 Jahren ist er schon hier. Seine Gartenhütte mit Forellenteich hat sich über die Jahre zu einem Geheimtipp für Wanderer entwickelt. Nur wer Glück hat, wird hier bewirtet. Mitgebrachte Speisen und Getränke dürfen daher gerne ausgepackt werden. Highlights der Strecke sind die Lucaseiche, eine über 220 Jahre alte Eiche, die mittlerweile als Naturdenkmal geschützt ist oder auch der Rastplatz „Westerwaldblick“ mit Rothaarsteig-Schutzhütte und Hängematte sowie einem tollen Ausblick. Von Dillenburg kann man dann mit der Bahn zurück nach Dillbrecht, zum Ausgangspunkt der Wanderung.

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Albsteig: Zum Höhepunkt der Alb
Viel Höhenluft erwartet Wanderer auf dem Abschnitt 15 des Albsteigs. Nach etwa acht Kilometern erreicht man den höchsten Berg der Schwäbischen Alb, den Lemberg (1015 m). Der Albsteig führt anschließend von Gosheim zum Aussichtspunkt Kehlen (1001 m), dann an der Gosheimer Kapelle vorbei und von dort zum Klippeneck mit seinem Flugplatz, der eine atemberaubende Aussicht ermöglicht. Anschließend geht es weiter zum Dreifaltigkeitsberg – hier lohnt sich sein Abstecher zur Dreifaltigkeitskirche. Durch Feld und Flur führt der Weg zum Weiler Risiberg, wo der Landgasthof Waldeck als Etappenziel und Einkehrort direkt am Weg liegt.

Westweg: Durch dichte Natur
Er führt durch die größte Fläche nationaler und internationaler Schutzgebiete, durchzieht die zwei größten deutschen Naturparke, den Nationalpark Schwarzwald und das Biosphärengebiet Schwarzwald: der Westweg. Gerade die Etappe fünf von der Alexanderschanze nach Hark eignet sich für all jene, die gerne allein wandern. Direkt am Parkplatz der Alexanderschanze verschwindet der Westweg auf einem schmalen Pfad im Dickicht und verläuft dann weiter auf bequemen Forstwegen mit tollen Ausblicken auf Bad Griesbach und die Schwarzwaldberge um den Mooskopf. Zeitweise fast mit alpinem Charakter gelangt man über 16 Kilometer zum Ziel.

Schluchtensteig: Zur wilden Hohwehraschlucht
Weiche Waldpfade, Hochflächen, Weidelandschaft, Alpenpanorama – all das bietet die Etappe fünf des Schluchtensteigs von St. Blasien nach Todtmoos. Schon nach wenigen Gehminuten beginnt der Aufstieg zum 1.039 Meter hohen Lehenkopf. Nach dem Lusthausfelsen hat man noch ein letztes Mal einen wunderbaren Blick auf den Dom, die riesige Klosteranlage und die Kurstadt. Weite Bergwiesen, die mit Heidekraut und Kräutern durchsetzt sind und immer wieder Panoramaaussichten bis in die Schweizer Alpen bieten werden von Hochflächen abgelöst. Einzelne Höfe stehen am Weg über Rüttewies und Horbach zum idyllischen Klosterweiher. Steil zickzackt der Schluchtensteig später in die Hohwehraschlucht hinab direkt bis vor die Tore des historischen Wallfahrts- und Kurorts Todtmoos.

Hermannshöhen: Sanfte Hügel und viel Geschichte
Auf Etappe 13 der Hermannshöhen wandert man rund 14 Kilometer durch leicht geschwungene Hügel. Das Land erzählt die Geschichte früherer Zeiten. Nahe dem Etappenstart gibt es eine mittelalterliche Stadtwüstung, die inzwischen ein Outdoor-Hörmuseum ist. Am Ziel der Etappe wird es dann nochmal geschichtsträchtig: Obermarsberg, das etwa 130 Meter über dem Stadtzentrum Marsbergs liegt, zählt zu den ältesten besiedelten Punkten des Hochsauerlandkreises. Im Jahre 772 eroberte Karl der Große der Legende nach bei seinem Sachsenfeldzug die hier stehende Eresburg, die größte bisher bekannte sächsische Volksburg. Um die Sachsen zu unterjochen, zerstörte er angeblich die Irminsul, eines der wichtigsten Heiligtümer der Sachsen.

Altmühltal-Panoramaweg: Tagesetappe nach Solnhofen
Mal schroffen Felsen, dann wieder sonnengeflutete Wacholderheiden oder lichte Buchenwälder: Auf dem Altmühltal-Panoramaweg ist jeder Tag anders. Auf der Etappe drei erlebt man an nur einem Tag einen der wohl schönsten Abschnitte: Nach dem Treuchtlinger Ortsteil Dietfurt geht es über einen Waldpfad steil bergauf, dann auf der Ebene weiter zum Abstieg nach Pappenheim. Dann geht es weiter – direkt unter dem Hochseilgarten – die Altmühl entlang, bevor ein teils recht steiler Anstieg durch den Wald zu einem schmalen Höhenweg führt. An der Altmühl entlang geht es über kühle Waldwege und sonnige Wacholderheide am Zimmerner Hang nach Solnhofen.

Rheinsteig: Unterwegs auf der letzten Etappe des Rheinsteigs
Die erste oder die letzte Etappe – je nachdem, von wo man den 320 Kilometer langen Fernwanderweg beginnt, startet in Schlangenbad. Von hier aus wandert man in Richtung Georgenbrunn und Frauenstein. Durch Wälder, Wiesen und Weinberge geht es durch idyllische Natur fernab des Trubels. Der Aufstieg zum Goethestein ist der letzte, von dort an führt der Rheinsteig nur noch bergab über Wirtschafts- und Feldwege. Am Schiersteiner Yachthafen erreicht man schließlich wieder den Rhein und bald darauf das Barockschloss Biebrich. Eine 16,5 Kilometer lange Tour, die man gut in fünf Stunden schaffen kann.

WesterwaldSteig: Über Höhen und durch Täler
235 Kilometer führt der WesterwaldSteig vom hessischen Herborn über Höhen und durch Täler bis nach Bad Hönningen am Rhein über weite Wiesen und grüne Wälder. Die WesterwaldSteig-Etappe drei führt von der Fuchskaute, mit 657 m die höchste Erhebung des Westerwalds, an Homberg vorbei nach Rehe. Die Landschaft senkt sich nur allmählich ab, da auch Rehe immerhin noch auf 550 Metern Höhe liegt. Besonders sehenswert ist in Rehe das Rathaus, ein mit Schnitzereien geschmückter Fachwerkbau mit ornamentverzierter Tür. In Rehe sieht man auch einige typische Westerwälder Bauernhäuser mit schwerem Gebälk und an einer Seite tief herabgezogenem Dach. Nun geht es durch Wiesen und über Weiden zum Naturschutzgebiet Krombachtalsperre. An Wald und Wiesen vorbei weist das grüne W weiter nach Rennerod zum alten Bahnhof, dem Hexenbaum und zum Grauen Stein. Bis zur Wende war hier der geographische Mittelpunkt Deutschlands. Vorbei an den Drei-Kaiser-Eichen und über den Friedhofsweg führt der Steig entlang der stillgelegten Querbahn-Trasse zum Etappenziel, in die Stadtmitte von Rennerod.

Weserbergland-Weg: Zur Porta Kanzel auf einsamen Pfaden
Das idyllische Fachwerkstädtchen Rinteln im Stil der Weserrenaissance ist der Startpunkt der letzten Etappe des Weserbergland-Weges. Hier lassen sich noch einmal die engen Gassen des gemütlichen Altstadtkerns in Rinteln erkunden, bevor sich der Weg auf seinem letzten Abschnitt hinauf auf die Wülpker Egge windet. Ganz in der Nähe findet sich hier das Besucherbergwerk Kleinenbremen, wo man die Geschichte des regionalen Bergbaus hautnah entdecken kann. Über einsame Waldwege erreicht der Weserbergland-Weg dann die Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen, dem dritten Bundesland auf der 225 km langen Gesamtstrecke. Kurz darauf erreicht der Wanderer die „Porta Kanzel“, eine Aussichtsplattform von der der Endpunkt des Weserbergland-Weges nicht mehr weit ist: Weithin sichtbar thront am gegenüberliegenden Weserufer das monumentale Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Hier endet der Weserbergland-Weg, die Weser durchbricht das Mittelgebirge und fließt hinaus in die Norddeutsche Tiefebene.

Harzer-Hexen-Stieg: Über die Hochfläche des Mittelharzes
Die südliche Etappe um die Rappode-Talsperre, führt vorbei an zwei ihrer in den Wald eingebetteten Vorsperren auf die sonnendurchflutete Hochfläche des Unterharzes mit dem schmucken Kurort Hasselfelde. Im Kurpark des Ortes beginnt der Köhlerweg. Wie im Oberharz der Bergbau, hat in dieser Gegend die Köhlerei an vielen Stellen ihre Zeichen hinterlassen. Hinweistafeln am Wegesrand machen auf die Relikte in der Landschaft aufmerksam. Die Tradition der Holzkohlebereitung wird bis heute gepflegt. In der Schauköhlerei am Stemberghaus rauchen die Meiler und schon von weitem durchdringt der würzige Duft den Wald. Wer Platz hat, nimmt einen Sack echter Harzer Holzkohle mit nach Hause. Nach Altenbrak im Bodetal ist es nun nicht mehr weit.

Eifelsteig: Vulkane und Korallen
Uralte Landschaften und Vulkane: Auf den 313 Kilometern des Eifelsteigs zwischen Aachen und Trier ist die Erdgeschichte ein ständiger Begleiter. Die Etappe neun von Hillesheim nach Gerolstein führt zu Beginn durch das Bolsdorfer Tälchen mit See und Barfußpfad hinab zur Kyll. Nach einem steilen Aufstieg im Wald gelangt man zu den Eis- und Mühlsteinhöhlen am Rother Kopf, einem der zahlreichen Highlights dieser Etappe. Danach verläuft die Route weiter über den imposanten Auberg und hinüber zu dem Korallenriff von Gerolstein, das vor 390 Millionen Jahren von riffbildenden Organismen gebaut wurde und das auch als „Gerolsteiner Dolomiten“ gilt. Spektakuläre Felsformationen und die beeindruckende Buchenlochhöhle säumen den Weg.

Heidschnuckenweg: Mitten durchs zarte Lila
An der 12. Etappe des Heidschnuckenwegs, zwischen Weesen und Dehningshof, liegt einer der schönsten Rundwanderwege durch die Südheide – der Heidepanoramaweg in der Misselhorner Heide. Wer eine Tagestour machen möchte und mit dem eigenen Auto anreist, kann hier ein Stück auf dem Heidschnuckenweg laufen und dann eine alternative Schleife gehen, um zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Hier durchwandert man auf rund 7,5 km die schönsten Heideflächen des Naturparks Südheide. Der Heidepanoramaweg führt durch die Misselhorner Heide, über den Eicksberg (105 Meter) ins Hermannsburger Gehege und durch das landschaftlich besonders eindrucksvolle Tiefental. Auch außerhalb der Heideblüte ist dies ein fantastischer Wanderweg. Die Misselhorner Heide ist ein wenig hügelig und erlaubt so Panoramablicke in die Heidelandschaft. Der Wanderweg startet sanft und führt durch die Heideflächen der Misselhorner Heide zum Eicksberg. Hier sind ein paar kleine Höhen zu erklimmen, die Wege sind aber sehr gut ausgebaut. Ins Tiefental geht es durch den eindrucksvollen Wald aus Tannen und Birken. Lange Sandpfade durch die Heide führen zurück zum Parkplatz. Am Wegesrand befinden sich 10 Naturstationen, an denen man über die Tier- und Pflanzenwelt sowie die Geschichte der alten Kulturlandschaft der Heide informiert wird.

Kammweg Erzgebirge-Vogtland: Durch finstere Wälder
Generell ist der Kammweg Erzgebirge-Vogtland ein Wanderweg der Stille und Abgeschiedenheit mit viel dunklen Wäldern und Grenzwegen, oft hat man kein Netz, die Natur zeigt sich pur, voll schöner Aussichten bis aus 1.215 m Höhe und nur durchbrochen von den Urlauberorten Tourismusorte Altenberg, Seiffen, Olbernhau, Oberwiesenhal, Schöneck und Blankenstein. Die zweite Etappe des Weges ist besonders einsam: Von Holzhau führt der Kammweg dort ein Stück die Ringelstraße entlang bis zum Abzweig auf die ehemals Alte Landstraße. Hier folgt man dem Wald- und Wiesenweg bis ins Zentrum von Rechenberg-Bienenmühle . Nun geht es bergauf Richtung „Goldene Höhe“ weiter nach Sayda zur Kreuztanne mit Waldhotel gleichen Namens. Auf der 13 km Strecke hat man atemberaubende Ausblicke über das Muldental, Rechenberg und Clausnitz.

Eine Übersicht und den direkten Link finden Sie hier: https://www.top-trails-of-germany.de/magazin/unterwegs-auf-einsamen-etappen/

Hintergrund
Zu den Top Trails gehören: Altmühltal-Panoramaweg, Eifelsteig, Goldsteig, Harzer-Hexen-Stieg, Hermannshöhen, Rheinsteig, Rothaarsteig, WesterwaldSteig, Westweg-Schwarzwald, Kammweg Erzgebirge-Vogtland, Schluchtensteig-Schwarzwald, Albsteig, Heidschnuckenweg, Weserbergland-Weg. Mehr zu den Spitzenwanderwegen und den Highlights unter: www.toptrails.de

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