Bach und Lateinamerika: Das Internationale Bachfest Stuttgart 2025
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»Bach und Lateinamerika« ist das Motto des ersten Internationalen Bachfests Stuttgart von 9.-23. März 2025. Prof. Hans-Christoph Rademann, Akademieleiter, Dr. Mar Alonso, Dramaturgin, und Michael Hörrmann, Geschäftsführer, haben das Festivalprogramm vor einigen Wochen vorgestellt.
Kaum ist ihre Südamerika-Tournee beendet, stellt die Internationale Bachakademie das vollständige Programm ihres neuen Festivals vor: »Bach und Lateinamerika« ist das Motto des ersten Internationalen Bachfests Stuttgart von 9. bis 23. März 2025. Das größte Klassikfestival der Landeshauptstadt verbindet künftig jährlich um Johann Sebastian Bachs Geburtstag herum hochrangige Konzerte mit einer Nachwuchsakademie für Alte Musik. Schirmherren der ersten Ausgabe sind der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. Zum Bachfest werden Stars wie Dorothee Oberlinger, Alexander Melnikov und Jos van Veldhoven erwartet, Sarah Willis und das Havana Lyceum Orchestra, das Bach Consort Wien und das Ballet Folclórico Nacional del Perú. Gaechinger Cantorey und JSB Ensemble, die Klangkörper der Bachakademie, treten in mehreren Konzerten auf.
Für die Dauer von 15 Tagen bringt das Internationale Bachfest Stuttgart renommierte Ensembles und Solisten sowie angehende Musikprofis aus sämtlichen Kontinenten zu einem Festival mit internationalem Flair in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Beteiligt sind zahlreiche Institutionen der Stadt wie die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HMDK), das bedeutende ethnologische Linden-Museum, das Landesmuseum Württemberg, die Stadtbibliothek und die Staatsgalerie Stuttgart, die Stuttgarter Philharmoniker und die Arthaus Kinos. Die Veranstaltungen finden in der Liederhalle, im Theaterhaus und im Wizemann, in den Kirchen und Museen Stuttgarts statt. Zu erleben sind große Oratorien wie intime Kammerprogramme, Gesang, Instrumentalmusik und Tanz. Neben das klassische Abendkonzert treten vielfältige Formate, Matineen, Mittags- und Nachtkonzerte, eine Geburtstagsparty für Johann Sebastian Bach, Film und Mitmachangebote für Kinder, Ausstellungsführungen, Gottesdienste und Gespräche.

Anna Lucia Richter. Foto © Jessy Lee
Lateinamerikanische Musik von 1600 bis heute
»Wir sind eine weltweite Bach-Family. Die riesige Bachbegeisterung und die lange Tradition barocker Musik in Lateinamerika haben uns motiviert, das Bachfest 2025 unter den Titel ‚Bach und Lateinamerika‘ zu stellen«, so Akademieleiter Hans-Christoph Rademann. Das Festival wirft Schlaglichter auf die reiche lateinamerikanische Musikgeschichte und macht die Verflechtungen der Neuen und der Alten Welt hörbar, von der Kolonialisierung bis zur Globalisierung. Zur »Fiesta Peruana« lädt das Ensemble Los Temperamentos: Es hat aus einem peruanischen Archiv den Codex Martínez Compañón (1782-85) rekonstruiert und präsentiert ihn an diesem exklusiven Konzertabend zusammen mit Tänzerinnen und Tänzern des Ballet Folclórico Nacional del Perú in authentischen Choreografien und Originalkostümen (16. 3., 19 Uhr, Theaterhaus). Das Bach Consort Wien unter seinem argentinischen Leiter Rubén Dubrovsky bringt Madrigale von Monteverdi und Villancicos von dessen mexikanischem Zeitgenossen Gaspar Fernández in einen Dialog (13. 3., 19 Uhr, Stiftskirche). Ebenfalls in der Stiftskirche stellt La Grande Chapelle aus Spanien zwei- und dreichörige Sakralmusik des 17. Jahrhunderts aus den Kathedralen Mittelamerikas vor (20. 3., 19 Uhr). »Mozart y Mambo« nennen Sarah Willis, Hornistin der Berliner Philharmoniker, und das Havana Lyceum Orchestra ihre einmalige Mischung von Wiener Klassik und populärer Musik aus Kuba (22. 3., 19 Uhr, Liederhalle, Mozartsaal).
Einblick in den interkontinentalen Musikverkehr am Vorabend des Barock erlaubt das Huehuetenango-Liederbuch aus Guatemala, im Nachtkonzert zu erleben mit dem Sänger Jonatan Alvarado und Ariel Abramovich am Zupfinstrument Vihuela (15. 3., 22 Uhr, Hospitalkirche). Für sein Liedprogramm »Pajarillos fugitivos« greift Alvarado selbst zur Barockgitarre; einleitend umreißt der Kurator des Linden-Museums Dr. Nikolaus Stolle die Bedeutung der Gitarre in Lateinamerika (16. 3., 15 Uhr, Linden-Museum). In Volksliedern ihrer argentinischen Heimat würdigen Mitglieder der Cappella Mediterránea die Frauen Lateinamerikas (10. 3., 19 Uhr, Dürnitz im Landesmuseum). Mitglieder der Stuttgarter Philharmoniker schlagen einen kammermusikalischen Bogen über die Jahrhunderte und den Atlantik (15. 3., 16 Uhr, Hospitalhof), auf der Gitarre kombinieren Studierende der Musikhochschule Präludien von Villa-Lobos und Bach (14. 3., 13.30 Uhr, HMDK). Regisseur Yves Goulart hat einen Film über den brasilianischen Tenor Aldo Baldin gedreht und stellt ihn im atelier am bollwerk vor (23. 3., 14 Uhr).
JSB Ensemble und Gaechinger Cantorey, die Ensembles der Bachakademie
Ob Passion oder Himmelfahrt, geistlich oder weltlich, Bach oder Händel, einzeln oder vereint: Die beiden Ensembles der Bachakademie, die Gaechinger Cantorey und das Junge Stuttgarter Bach Ensemble, kurz JSB Ensemble, prägen das Festivalprogramm maßgeblich mit. »Rund einhundert junge Sängerinnen und Instrumentalisten«, so Hans-Christoph Rademann, »aus mehr als zwanzig Nationen werden nach Stuttgart kommen, um hier auf höchstem Niveau zu studieren und im Rahmen des Festivals aufzutreten. Das ist im Bereich Alte Musik deutschlandweit einzigartig.« Dem Bachfest geht eine intensive Studienwoche mit Kapazitäten der Alten Musik in der Landesakademie Ochsenhausen voraus. Drei Konzerte des JSB Ensembles unter wechselnder Leitung präsentieren das Erarbeitete: Kathy Saltzman Romey dirigiert Vokalwerke von J. S. Bach und aus Lateinamerika (14. 3.), Jos van Veldhoven leitet die Choralkantate BWV 96 und die A-Dur-Messe BWV 234 (15. 3.), Hans-Christoph Rademann steht am Pult beim Oster- und beim Himmelfahrtsoratorium (18. 3., jeweils 19 Uhr, HMDK). Diese sind tags zuvor bereits in der Schlosskirche Winnenden zu hören (17. 3., 19 Uhr). Öffentliche Proben in der Stuttgarter Musikhochschule ermöglichen darüberhinaus Einblicke in die musikalische Arbeit (14.-20. 3., ab 10 Uhr).
Die Gaechinger Cantorey wurde 2016 von Hans-Christoph Rademann als Originalklangensemble aus Chor und Orchester neu gegründet. Unter seiner Leitung eröffnet sie das Bachfest mit der Matthäus-Passion (9. 3., 18 Uhr, Liederhalle Beethovensaal). Beim Abschlusskonzert stehen die Profis und der Nachwuchs, Gaechinger Cantorey und JSB Ensemble, gemeinsam auf der Bühne und musizieren Händels Feuerwerksmusik und seine Coronation Anthems (23. 3., 18 Uhr, Liederhalle Beethovensaal). Noch mehrfach sind die beiden Ensembles im Festival anzutreffen: das Orchester der Gaechinger Cantorey mit Sinfonien und Konzerten dreier Bach-Söhne (12. 3., 19 Uhr, Johanneskirche), die Teilnehmenden am Meisterkurs in einer Liedmatinee (16. 3., 11.30 Uhr, HMDK), ebenso beim Mitmachkonzert wie beim Bach-Geburtstag mit Musik und Tanz.
Bach & Co. für Groß und Klein
»Bachs Musik tritt in einen Dialog mit anderen Figuren, Themen und Gattungen der Musikgeschichte«, sagt María del Mar Alonso Amat, die Dramaturgin der Bachakademie. »So werden sich im ersten Internationalen Bachfest Stuttgart die Künste, die Kontinente und ganz sicher auch die Menschen neu begegnen.« »Who’s next?« fragen Dorothee Oberlinger und ihr Ensemble 1700 mit Mezzosopranistin Anna Lucia Richter und präsentieren Musik von Telemann, Graupner, Fasch und J. S. Bach, seinerzeit Konkurrenten um das Amt des Thomaskantors (11. 3., 19 Uhr, Neues Schloss Weißer Saal). Konzerte und mehr von Bach und Schostakowitsch kombinieren Alexander Melnikov am Klavier und das Australian Chamber Orchestra unter Richard Tognetti (19. 3., 19 Uhr, Liederhalle Mozartsaal). Über »Bach (Re)Inventions« improvisiert das Moisés P. Sánchez Trio bei Jazz in der Dürnitz (17. 3., 19 Uhr). Orgelwerke von Bach interpretieren Studierende in der Orgelsammlung der Musikhochschule (18. 3., 13.30 Uhr), Gambe solo zelebriert Lucile Boulanger beim Nachtkonzert mit Musik von Karl Friedrich Abel und J. S. Bach (22. 3., 22 Uhr, Hospitalkirche). An den Samstagnachmittagen sind junge Musikfans eingeladen zum Mitmachkonzert (15. 3., 15 Uhr, Mercedes-Museum) und zur Playmobil-Performance über Rameaus exotische Oper »Les Indes Galantes« (22. 3., 17 Uhr, Hospitalhof).
Happy Birthday Bach!
Der jährliche Bachfest-Termin schließt immer den Geburtstag des Namenspatrons mit ein. Am 21. März wird also Johann Sebastian Bachs 340ster im Wizemann mit Musik, Tanz und Drinks ausgiebig gefeiert. Die jungen Künstlerinnen und Künstler des JSB Ensembles geben Highlights aus ihren Programmen zum Besten (19 Uhr), Leticia Moreno & Friends reisen mit Violine und Bandoneon musikalisch von Köthen bis Buenos Aires (20.10 Uhr), bevor der Abend in eine Party mit Tango und dem argentinischen Tanzpaar Diana & Juan mündet (21.30 Uhr).
Das Begleitprogramm
»Zur Sprache gebracht« heißt es sechsmal mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis. Prof. Dr. Jutta Toelle beispielsweise erzählt von der Rolle der Musik bei der Missionierung des amerikanischen Kontinents, Prof. Dr. Dorothea Redepenning von Schostakowitschs Sicht auf Bach. Außerdem zu Gast sind Prof. Dr. Peter Wollny, Dr. Julio Mendivil, Prof. Dr. Stefan Klöckner und Rubén Dubrovsky sowie Jos van Veldhoven mit Kathy Saltzman Romey und Hans-Christoph Rademann. Die Gespräche führen in das jeweilige Konzert des Abends ein und werden vom Team der Bachakademie moderiert. An den Wochenenden gibt es musikalische Gottesdienste, etwa mit Ariel Ramírez »Misa criolla«, in den evangelischen und katholischen Hauptkirchen der Stadt sowie Themenführungen in der Staatsgalerie Stuttgart. Eigens zum Bachfest macht in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz die Wanderausstellung über »Die Kunst der Bewegung im Barock« Station.
Karten und Auskunft: Tel. 0711 / 619 21 61, www.easyticket.de
Weitere Informationen: www.bachfest-stuttgart.de, www.bachakademie.de