Narri, Narro! Fasnet im Hochschwarzwald + Buchtipp „Schwäbisch-alemannische Fastnacht“

Vom 12. bis 18. Februar 2015 ist es wieder soweit: im Hochschwarzwald sind die Narren los. Die schwäbisch-alemannische Fasnet folgt ganz anderen Regeln als die meisten Fasnachtsbräuche in Deutschland. Schon im Januar beginnt die Zeit der Narrentreffen, so richtig hoch her geht es aber erst ab dem „Schmutzigen Dunnschtig“, dem Donnerstag vor Fasnacht.

„Schmutziger Dunnschtig“
Der „schmutzige Dunnschtig“, 12. Februar 2015, beginnt in den Hochschwarzwald Gemeinden mit dem Wecken und Ausrufen der Fasnet, Narrenbaumstellen und Hemdglunkerumzügen. Rathäuser werden gestürmt, in den Städten und Dörfern ziehen Hexen, Hansele und Spättlenarros durch die Straßen, in den Kneipen trifft man sich von nun an sieben Tagen lang zum „Schnurre und Schnaige“.

„Fasnetsamschdig“
In Feldberg-Neuglashütten geht am Fasnetsamschdig, 14. Februar 2015, alles was originell ist den Berg hinunter. Ob pistentauglich gemachte Boote, nachgebaute Raumschiffe, Windmühlen oder einfach nur umgebaute Badewannen… Beim „Hochschwarzwälder Gaudi-Rennen“ am Schrofenbuckel geht es darum den Berg in zwei Durchgängen mit dem schnellsten und/oder originellsten Rutschgefährt herunter zu kommen, egal wie. Den schnellsten und originellsten Teams winken Pokale und attraktive Sachpreise.

„Fasnetsmendig“
Im ganzen Hochschwarzwald finden an diesem Tag Fasnetsmendig-Umzüge statt. Ganz außergewöhnlich ist der „Fasnetsmendig“, 16. Februar 2015, in Löffingen. In dem kleinen Städtchen im Hochschwarzwald ist schon am Fasnachtsmontag „Walpurgisnacht“. Bei diesem Schauspiel müssen die Hexen ihre Existenzberechtigung zur Fasnachtszeit nachweisen. Als Vermittler zwischen Hexen und Teufel tritt zum Schluss der Geist in Erscheinung, der mit seinen Aussagen zu Gunsten der Hexen den Teufel überzeugt. An einem riesigen Feuer auf dem Marktplatz tanzen gut 20 Hexen mit ihren grauseligen Holzmasken um den Beelzebub (im Volksmund „Teufel“).

Lesetipp: „Ein höllisches Spektakel“ – Geschichte rund um die Walpurigisnach in Löffingen im Hochschwarzwald Winterliebe-Magazin
Im Hochschwarzwald Winterliebe-Magazin wird die einzigartige Walpurgisnacht in Löffingen, die seit über 80 Jahren von den Löffinger Hexen aufgeführt und von der Stadtmusik begleitet, näher vorgestellt. Das Magazin ist in allen Tourist-Informationen im Hochschwarzwald erhältlich, sowie online zum Durchblättern und bestellen unter www.hochschwarzwald.de/magazin.

„Fasnetzieschdig“
Am Fasnetsdienstag, 17. Februar 2015, findet in vielen Orten die Verabschiedung der Fasnet mit Fasnetsverbrennungen, beispielsweise in Titsee-Neustadt oder in St. Blasien-Menzenschwand, statt. In Lenzkirch wird der Narrenbaum versteigert und umgelegt. Und in Schluchsee die Fasnet vergraben.

Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Fasnetsveranstaltungen sind erhältlich unter www.hochschwarzwald.de/fasnet.

Weitere Höhepunkte der schwäbisch-alemannischen Fasnet im Hochschwarzwald
Sonderausstellung „Haus der Hundert Masken“ vom 2. Februar bis 21. März 2015 in Grafenhausen
Fasnachtszeit ist Maskenzeit. Sprichwörtlich nimmt das Holzbildhauer Simon Stiegeler: Er präsentiert sein offenes Atelier im Kirchsteig in Grafenhausen vom 2. Februar bis 21. März 2015 als „Haus der Hundert Masken“. In der Sonderausstellung treffen dabei Moderne auf Tradition und skurrile Eigenkreationen auf klassische Zunftvorgaben.

Fasnachtinteressierte können in der Ausstellung nicht nur über 120 Masken aus dem gesamten süddeutschen Raum als Zeugnisse lebendigen Brauchtums, künstlerischer Kreativität und handwerklichem Können bewundern, sondern auch dem Künstler bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Ausstellung ist jeweils Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 12 Uhr und 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr, sowie am Samstag von 9 Uhr bis 13 Uhr kostenlos zu besichtigen. Weitere Informationen gibt es auch unter www.holzschnitzerei-stiegeler.de.

Hexencontest am 13. Februar auf dem Feldberg
Alle Wintersportler, die am Fasnetsfreitag 13. Februar 2015, als Hexe verkleidet ins Skigebiet kommen, werden vom Liftverbund Feldberg mit einem Tagesskipass beschenkt. Die Feldberg-Hexe hat natürlich einen Besen, eine Hexennase, einen Rock mit Schürze und eine Kopfbedeckung (Kopftuch, Hut). Anmeldung zum Hexencontest ist von 8.30 Uhr bis 10.30 Uhr am Iglu/Talstation Feldbergbahn. Weitere Informationen unter www.hochschwarzwald.de/fasnet.

Die Tradition des Scheibenschlagens im Hochschwarzwald
Einen festen Bestandteil der alemannischen Fasnet bilden die Scheibenfeuer, bei denen glühende Scheiben von Berghängen ins Tal geschleudert werden. Mit diesem Brauch sollen die Wintergeister ausgetrieben werden. Beim Scheibenschlagen werden gelochte Scheiben aus Buchenholz auf einen biegsamen Haselnussstock aufgesteckt und in die Glut gehalten. Die glühende Scheibe wird dann über einen Scheibenstuhl geschlagen und segelt ins Tal. Dieser Brauch kann an folgenden Terminen erlebt werden:

• 21. Februar um 19.11 Uhr in Schluchsee-Blasiwald
• 21. Februar um 19 Uhr in Ühlingen-Birkendorf
• 21. Februar um 18 Uhr in Häusern
• 21. Februar um 18 Uhr in Todtnau-Schlechtau
• 21. Februar um 18.30 Uhr in Todtnau-Muggenbrunn
• 22. Februar um 18 Uhr in Todtnau

Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Fasnetsveranstaltungen sind erhältlich unter www.hochschwarzwald.de/fasnet.

Mezger, Werner  Schwäbisch-alemannische Fastnacht  Kulturerbe und lebendige Tradition   2015. 1. Auflage  Mit Fotografien von Ralf Siegele. 288 Seiten mit 250 farbigen Abbildungen. 24 x 32 cm. Gebunden mit Schutzumschlag.  ISBN 978-3-8062-2947-9  EURO 49,95

Mezger, Werner
Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Kulturerbe und lebendige Tradition
2015. 1. Auflage
Mit Fotografien von Ralf Siegele. 288 Seiten mit 250 farbigen Abbildungen. 24 x 32 cm. Gebunden mit Schutzumschlag.
ISBN 978-3-8062-2947-9
EURO 49,95

Unser Buchtipp zum Thema
„Schwäbisch-alemannische Fastnacht“ ist im Theiss Verlag erschienen
Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht ist in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden und gehört damit zu den insgesamt 27 kulturellen Ausdrucksformen, die es in diese nationale Liste geschafft haben. In der UNESCO-Begründung zur Aufnahme der schwäbisch-alemannischen Fastnacht in die Liste heißt es, dass sie „ein wichtiges Element lokaler, regionaler und gesamteuropäischer Identität“ darstelle. Passend zu diesem Ereignis erscheint im Theiss Verlag der Band „Schwäbisch-alemannische Fastnacht. Kulturerbe und lebendige Tradition“ von Werner Mezger.

Weitere Informationen zum Buch:
Der Freiburger Volkskunde-Professor Werner Mezger ist einer der besten und intimsten Kenner dieses bunten und tief verwurzelten Brauchtums. Mit dem Buch „Schwäbisch alemannische Fastnacht. Kulturerbe und lebendige Tradition“ legt Mezger ein fulminantes Buch vor, das alle Facetten und Aspekte dieser komplexen Tradition aufgreift und anschaulich, spannend durchleuchtet. Die Fotografien von Ralf Siegele, so wie die  historischen Illustrationen ergänzen Mezgers umfassende und tiefgehende Ausführungen in beeindruckender Weise.

Im Vorwort des Buches erklärt Mezger, der sich in seinen Forschungen mit den unterschiedlichsten Ausformungen der Fastnacht, des Faschings oder des Karneval in 20 europäischen Ländern auseinander gesetzt hat: „Fastnacht ist ein vielschichtiges Phänomen, in dem sich verschiedenartigste Einflüsse aus zahlreichen Ländern und aus teilweise sehr weit auseinanderliegenden Epochen kompliziert überlagert und in  unterschiedlicher Tiefe sedimentiert haben. Das macht den eigentlichen Reiz unseres Themas aus, das in vieler Hinsicht Horizonte öffnet.“

Mit diesem weitreichenden Wissen im Hintergrund nimmt Mezger den Leser mit auf eine packende historische und kulturelle Reise, auf der die Entstehung, Terminierung und die Sinndeutung im Spätmittelalter bis hin zu den Herausforderungen der Fastnacht in einer globalisierten Welt erörtert werden. In weiteren Kapiteln geht es um die zahlreichen Figuren der Fastnacht und um ihre Maskierungen, wie um die wichtigen Termine der Fastnacht, die spezifischen Spielbräuche, z. B. das Wohlauf und Taganrufen oder das Brunnenspringen, oder um die Musik und die Verse der Fastnacht. Im letzten Kapitel besucht der Leser mit dem Autor die Fastnacht-Hochburgen am Schwarzwald, am Oberrhein, an der Donau oder am Bodensee.

Mezger legt mit diesem Buch ein wegweisendes Standardwerk vor, das aber nicht nur die Fans des schwäbisch-alemannischen Brauchtums begeistern wird, sondern alle, die Spaß an herausragend gut erzählten kulturgeschichtlichen Zusammenhängen haben.

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