Frühlingszeit ist Gartenzeit

#ökotipp #bund

Stuttgart – Auch wenn der Frühling dieses Jahr etwas verspätet startet, gibt es im eigenen Garten oder auf dem Balkon schon einiges zu tun. Mit ein paar Handgriffen und Tricks kann der heimische Garten zu einem wertvollen und gesunden Lebensraum für Schmetterlinge, Igel & Co. werden. Würde jede*r Besitzer*in oder Mieter*in seinen*ihren Garten naturnah und ökologisch anlegen, wäre schon viel für die Natur geschafft.

„Ökologisch gärtnern hilft nicht nur Bienen, sondern auch vielen Insektenarten, Vögeln und vielen weiteren tierischen Gartenbesuchern. Gärten erfüllen so mehrere Zwecke: Sie sind schön anzusehen, eine Oase für unsere Erholung und nützlich für den Erhalt unserer Biodiversität“, sagt Almut Sattelberger, Naturschutzreferentin beim BUND Baden-Württemberg.

Klimafreundlich gärtnern – ohne Torf
Jetzt im März ist der ideale Zeitpunkt überwinternde Pflanzen und Kübelpflanzen zurückzuschneiden, in frische Erde umzutopfen und neue Obstbäume oder Beerensträucher zu pflanzen. „Doch Gärtner*innen sollten auch auf das Klima achten und ausschließlich torffreie Pflanzenerde einsetzen“, sagt Christoph Schramm, Referent für Landwirtschaft beim BUND-Baden-Württemberg.

Die meisten Blumenerden bestehen überwiegend aus Torf – dem Stoff, aus dem die Moore sind. Ein Torfabbau von zwei Metern zerstört ein Werk der Natur von 2.000 bis 5.000 Jahren. Lange Zeit wurde die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz unterschätzt. Dabei werden allein in Deutschland durch Trockenlegung und Abbau jährlich 42 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt, was 4,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands entspricht. „Unzählige Gärtner*innen befeuern weltweit ganz unnötig mit dem Einsatz von Torf die Klimaerhitzung.“

Im Garten. Foto © Sandra Müller / BUND BW

Vielfalt bewahren durch samenfestes Saatgut
Auch die ersten Gemüse- und Kräutersamen können ab März ins Beet. „Achten Sie beim Kauf von Saatgut auf samenfeste Sorten, die Sie auch selbst vermehren können. Wenn F1 auf dem Tütchen steht, handelt es sich um Hybridsaatgut, dieses kann nicht vermehrt werden,“ gibt Sattelberger zu Bedenken. Samenfestes Saatgut bildet auch im Folgejahr ähnliche Merkmale aus wie die Mutterpflanze.

„Wer früher seinen Großeltern im Garten geholfen hat, erinnert sich bestimmt daran, dass es üblich war, von ausgereiften Pflanzen Samen abzunehmen, zu trocknen und im nächsten Jahr neue Pflanzen daraus zu ziehen. So hat man über Jahrtausende eine große Vielfalt an unterschiedlichem samenfestem Saatgut genutzt. Das Saatgut konnte sich an die Standortbedingungen anpassen und dadurch immer robuster werden. Es ist eine unschätzbare Vielfalt von Kulturpflanzen entstanden. Zudem machen Sie sich so von Konzernen unabhängig“, so Sattelberger.

Dünger und Pestizide – keine Gifte einsetzen
Egal ob Garten oder Balkon: Chemisch-synthetische Pestizide und Dünger sind tabu. Unerwünschte Kräuter im Beet werden gejätet und gegen ungewollte Insekten helfen Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen. „Mit pflanzlichen Stärkungsmitteln wie zum Beispiel Brühen oder Jauchen aus Rainfarn, Brennnessel, Schachtelhalm, Beinwell oder Schafgarbe helfen Sie Ihren Kulturpflanzen, gesund zu bleiben“, empfiehlt Schramm.

Viele Zierpflanzen werden in afrikanischen oder lateinamerikanischen Ländern vorgezogen und ihr Transport erzeugt vermeidbare Emissionen. Dort werden zum Teil noch Pestizide eingesetzt, die in Europa aufgrund ihrer hohen Giftigkeit bereits seit vielen Jahren verboten sind. Die Arbeiter*innen auf den Plantagen und in den Gewächshäusern sind damit einer großen gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt. Importierte Pflanzen, die während der Aufzucht mit Insektiziden behandelt wurden, können immer noch ein Risiko für heimische Insekten sein, da Nektar und Pollen Rückstände von diesen Giften enthalten können. „Die Alternative zu exotischen Pflanzen sind Bio-Zierpflanzen. Diese gibt es von den bekannten Bio-Anbauverbänden oder mit dem EU-Biosiegel. Hier wird auf chemisch-synthetische Pestizide, Stauchungsmittel und Torf verzichtet“, so der Experte.

Seltener und später mähen
Grundsätzlich sollten Hobby- Gärtner*innen besser seltener und später mähen. “Wer dem Rasen Zeit zum Wachsen gibt, der fördert Lebensraum für Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge. Nektar- und pollenhaltige Wildkräuter wie Klee, Margeriten, Wiesensalbei, Kriechender Günzel oder Ehrenpreis vertragen keinen häufigen Schnitt. Wer häufig mäht, verhindert die Entwicklung dieser für Insekten wertvollen Pflanzen. Und die Pflanzen haben bei zu häufiger Mahd auch keine Zeit, Blüten zu bilden“, weiß Sattelberger.

Wer diese Ratschläge befolgt, erhält in den kommenden Monaten nicht nur einen gesunden und bunten Garten, sondern kultiviert auch eine Oase für die heimische Artenvielfalt.

  • Was macht einen naturnahen und ökologischen Garten noch aus?

    Wilde Ecke, volles Leben: Lassen Sie Wildnis zu und Gräser und Kräuter stehen. Brennnesseln, Salweide und Brombeere z.B. sind Futter für Schmetterlingsraupen, Laub- und Reisighaufen Verstecke für Igel und Co.

  • Nur heimische Pflanzen: Exotische und stark gezüchtete Pflanzen bieten unseren Tieren kaum Nahrung. Eine Hecke aus verschiedenen heimischen Sträuchern gibt mehr Tierarten Nahrung und Lebensraum als eine Monokultur.
  • Totholz ist lebendig: Absterbendes Holz ist für viele Insekten als Wohnung, Nahrung oder Baumaterial wichtig.
    Stehen lassen: Abgestorbene Staudenstängel sind gelegentlich innen hohl und kleine Tiere können darin überwintern. Manchmal hängen auch Beeren oder Samen dran, die Vögel im Winter fressen können.
  • Fruchttragende Sträucher: Einheimische Vögel ernähren sich von Holunder, Kornelkirsche oder Pfaffenhütchen. Kirschlorbeer, Thuja oder Bambus bieten ihnen nichts.
  • Gartenteich / Wasserloch: Im Wasser tummelt sich Leben. Sie helfen damit Libellen, Vögeln und Amphibien, Lebensräume, Futter und Trinken zu finden.
  • Wasser anbieten: Grade jetzt im Sommer eine flache Schale Wasser im Garten aufstellen. Vögel, Wespen und andere Insekten können hier ihren Durst löschen. Legen sie einen flachen Stein in die Schale, damit die Insekten auch wieder herauskommen.
  • Heimische Wildblumen und –stauden sind die wichtigste Nahrungsquelle für Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge. Bitte nutzen Sie keine Zuchtvarianten!
  • Rauf aufs Beet: Der Rasenschnitt kann als Mulch-Material locker auf die Gemüsebeete oder um Beerensträucher gestreut werden. So kommen Wildkräuter nicht hoch und man spart sich das häufige Jäten. Außerdem schützt Mulchen vor dem Austrocknen des Bodens.

Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

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